Täglich werden in Deutschland Fahrzeuge beim Straßenverkehrsamt an-, um- und abgemeldet. Die Daten werden von den Zulassungsbehörden und Haftpflichtversicherungen an das Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) übermittelt, das seinen Sitz in Flensburg hat. Das Kraftfahrt-Bundesamt erfasst die Fahrzeuge in einem Zentralen Fahrzeugregister. Zum Stichtag 01.10.2022 waren in Deutschland:

  • 3.634.208 Lastkraftwagen (Lkw)
  • 2.396.977 Zugmaschinen, davon 233.577 Sattelzugmaschinen, zugelassen.

Durchschnittlich fahren auf deutschen Autobahnen täglich 1,3 Millionen Lkws; davon kommen ungefähr 33 Prozent aus anderen europäischen Ländern.

Studie des ADAC

In einer jüngsten Studie hat der ADAC festgestellt, dass in Deutschland über 20.000 Lkw-Stellplätze fehlen. Will der Kraftfahrer seiner Pflicht Genüge tun und die gesetzlich vorgeschriebenen Ruhezeiten einhalten, ist er gezwungen, sich entweder wegen Überfüllung einen anderen Parkplatz zu suchen und damit die Lenkzeit gesetzeswidrig zu verlängern, oder das Fahrzeug verbotswidrig abzustellen. Auf fast jeder zweiten Rastanlage parkten bei der Studie Lkw höchst riskant in den Ein- und Ausfahrten. Immer wieder kommt es dort zu dramatischen Unfällen, weil Pkws fast ungebremst auf dort abgestellte Lastkraftwagen auffahren. Auf vielen Rastanlagen stehen die Lkws auch im absoluten Halteverbot, außerhalb der markierten Flächen oder auf Pkw-Stellplätzen.

Besondere Parkplatznot an Wochenenden

Gemäß § 30 Straßenverkehrsordnung (StVO) dürfen Lkws, die für den gewerblichen Güterverkehr eingesetzt werden, mit einem zulässigen Gesamtgewicht ab 7,5 Tonnen am Sonntag und an bestimmten Feiertagen nicht fahren. Verstöße können mit einem Bußgeld bis zu 570 EUR geahndet werden. Das Lkw-Sonntagsfahrverbot ist zwischen 00.00 und 22.00 Uhr zu beachten. Eine Ausnahme von der Regelung hat der Güterverkehr mit verderblichen Waren, etwa Obst und Gemüse, frische Milch und Milcherzeugnisse, Fleisch und Fisch. Das Fahrverbot gilt auch für ausländische Fahrzeuge.

Bessere Ausnutzung der bestehenden Parkfläche für Lkws

An der Rastanlage Inntal West an der A93 wurde ein intelligentes Parkplatzsystem eingeführt. Dort werden ankommende Lkws hintereinander gereiht und nach Pausenzeit und Länge sortiert. Auf diese Weise konnte die Anzahl der Stellflächen von 62 auf 93 erhöht werden.

Im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr und digitale Infrastruktur (BMVI) hat die Bundesanstalt für Straßenwesen eine Erhebung durchgeführt

Die letzte bundesweite Erhebung zur Lkw-Parkplatzsituation hat folgende Zahlen ergeben:
Pro Nacht zählten die Prüfer im Durchschnitt 94.100 abgestellte Lkws. Davon benutzten 74.500 Lkw-Fahrer die 1.929 dafür vorgesehene Rastanlagen. Die Anlagen haben aber nur eine Kapazität von 51.600 Lkws. Das bedeutet eine tägliche Überbelegung von 23.000 Stellplätzen. Das sieht bei den Autohöfen nicht entscheidend besser aus. Auf den 224 privaten Autohöfen übernachteten im Schnitt täglich 19.100 Lkw-Fahrer. Platz ist aber auf den Autohöfen nur für 18.700 Lkws.

Und sie schlafen doch in ihrem Lkw und jeder kann es sehen

Obwohl das EU-Parlament schon am 08.07.2020 gegen massiven Widerstand der osteuropäischen Länder härtere Regeln für Lkw-Fahrer verabschiedete, zeigt sich auf deutschen Rastplätzen ein anderes Bild. Das Gesetzespaket aus Brüssel sieht nämlich vor, dass Lkw-Fahrer ihre gesetzlichen wöchentlichen Pausen nicht mehr im Fahrzeug verbringen dürfen. Falls der Fahrer die Ruhepausen nicht zu Hause verbringen kann, muss der Arbeitgeber die Kosten für eine Unterkunft bezahlen.

Neben der Parkplatznot für Lkws wartet auch die Gefahr auf Rastplätzen

16.12.2022 Unbekannte pumpten auf der A2-Rastplatz Bielefeld Brömminghausen den kompletten Tank eines Lkws leer. Der in der Kabine schlafende Fahrer wurde durch klirrende Kälte geweckt, weil die Standheizung, die mit Dieselkraftstoff betrieben wurde, ausfiel. Das hätte auch lebensgefährlich werden können.

20.02.2023 Auf dem Rastplatz Nimstal-West (BAB 60) pumpten unbekannte Täter 200 Liter Diesel aus einem Lkw

13.02.2023 Auf dem Rastplatz bei Walsleben öffneten Diebe die hintere Tür eines Sattelaufliegers und entwendeten eine Palette Schokolade, während der Fahrer im Lkw schlief

Seit Juli 2022 hängen mehrsprachige Flyer an den Raststätten der Autobahnen A 4 und A14. Die Dresdner Polizei warnt vor einer neuen Betrugsmasche. Unbekannte locken Lkw-Fahrer aus ihrer Kabine, weil mit ihrem Lkw etwas nicht in Ordnung sei. Wenn der Fahrer ausgestiegen ist, um behilflich zu sein, durchsucht ein zweiter Mann die Fahrerkabine nach Wertsachen.

Wie kann die Parkplatznot für Lkw-Fahrer behoben werden?

Der Plan vom ehemaligen Verkehrsminister Andreas Scheuer, mit Fördergeldern private Investoren zu gewinnen, in autobahnnahen Gebieten Parkraum bereitzustellen, stieß auf heftigen Widerstand von Anwohnern. Sie befürchten ein Ansteigen der Kriminalität. Trotzdem suchen sich jetzt schon viele Lkw-Fahrer wegen der Parkplatznot einen Stellplatz in nachts verwaisten Gewerbegebieten in Autobahnnähe. Das Aufheben der Bestimmung, dass die Obergrenze von 50 Lkw Stellflächen auf unbewirtschafteten Rastanlagen festlegt, würde nicht zum Erfolg führen, weil sich die Lkw-Fahrer jetzt schon nicht mehr daran halten. Auch das telematische Parkverfahren, das ein Kolonnen- und Kompaktparken ermöglicht, wie auf der Rastanlage Inntal West auf der A 93, verlangt den Lkw-Fahrern eine gewisse Disziplin ab, denn sie müssen beim Einparken schon minutengenau wissen, wann sie sich wieder auf den Weg machen wollen.

Vielleicht hilft eine App den Truckern weiter

Die von Michelin entwickelte kostenlose App mit dem Namen Truckfly gibt es bereits in 44 europäischen Ländern und ist in 21 Sprachen verfügbar. Rund 120.000 Fahrerinnen und Fahrer nutzen sie monatlich, um Informationen auszutauschen. Die App zeigt die günstigsten Tankplätze an, wo man für welches Geld lecker essen kann, welcher Rastplatz in der Nähe der Beste ist und ob noch Parkplätze in der Nähe seines eigenen Standortes zur Verfügung stehen. Truckfly versteht sich als eine echte Community-App und lebt vom regen Austausch seiner Mitglieder.